Namibia Woche 1
von sumpfkinder · Juli 24, 2018
16. Juli 2018
Der 16. Juli war gekommen. Wir wuselten im Haus herum, räumten restliche Dinge in die Rucksäcke und feierten nebenbei Bellas‘ 15. Geburtstag. Ein letztes Mittagessen bei Oma und Opa und dann ging es gegen 15 Uhr Richtung Flughafen.
Voll beladen mit Rucksäcken, Schlafsäcken und vielen, vielen Jacken stellten wir uns beim CheckIn an. Nachdem wir unsere Tickets in den Händen hielten trafen noch unsere Freunde am Flughafen ein.
Der Abschied fiel allen sehr schwer und wir winkten einander noch von hinter der Sicherheitszone.
Leider fiel die Anspannung dann noch immer nicht von uns ab, denn unser Flug wurde stetig nach hinten verschoben. Wir bangten um unseren Weiterflug nach Windhoek der mit jeder halben Stunde unerreichbarer schien. Statt 18.40 Uhr startete unser Flug erst um 20.50 Uhr. Es befanden sich viele Passagiere in dem Flug von Köln nach München, die auch den Weiterflug nach Windhoek gebucht haben und das Flugzeug in München hat auf uns gewartet. Puh was ein Glück. Bis alles Gepäck verladen war, startete auch dieser Flug mit über einer Stunde Verspätung, aber jetzt war alles egal. Die Kids saßen vor dem Fernseher und wir konnten aufatmen.
Auf unsere Rucksäcke mussten wir einige Zeit warten, denn das Rollband war viel zu kurz für das viele Gepäck das sich nach und nach mitten in der Halle stapelte. Als wir alle unsere Rucksäcke hatten gingen wir Richtung Ausgang und konnten schon von weitem den Herrn von der Asco Autovermietung mit unserem Namen winken sehen. Wir wechselten noch unser Bargeld und haben zusätzlich Bargeld am Geldautomaten ab und dann ging es mit einem Bus nach Windhoek.
In der Station von Asco wurde uns ein Film abgespielt in dem auf die Gefahren beim Autofahren in der Wüste hingewiesen wurde. Darauf folgte eine ausführliche Einweisung zu unserem Auto. Zu beachten ist der Reifendruck auf Teerstraße/ Schotter oder Sand und ganz wichtig sind die Geschwindigkeitsbegrenzugen. Die Geschwindigkeit des Autos wird in einer Blackbox aufgezeichnet und bei einem Unfall ausgewertet. Bei überschrittener Geschwindigkeit kann es sein, dass die Versicherung nicht greift und der Fahrer auf dem Schaden sitzen bleibt.
Nachdem alles im Auto verstaut war, fuhren wir los zu unserem ersten Halt, zum Supermarkt. Dort deckten wir uns für die ersten Tage ein. Wasser, Toilettenpapier, Obst, Gemüse, Reis, Nudeln und ein Haufen Dosenfutter. Viele Produkte, auch mit deutscher Aufschrift, kennen wir aus unseren Supermärkten daheim.
Auch viele Straßennamen oder Restaurants haben deutsche Namen. So aßen wir in der Bauernstube zu Mittag.
Danach fuhren wir zu unserem Apartment, duschten, zogen uns um und schliefen um 18 Uhr ein. Alle.
Tag 2
Nach 14 Stunden Schlaf, weckte ich um 8 Uhr alle auf damit wir endlich Richtung Wüste starten konnten. Unsere Sachen waren schnell zusammengepackt und um 8.30 Uhr saßen wir im Auto Richtung Kalahari. Unser erstes Ziel war das Kalahari Farmhouse östlich von Mariental bei Stampriet.
Wir suchten auf der Karte nach geeigneten Umgehungsstraßen da wir nicht auf der Bundesstraße fahren wollten. So fuhren wir von Windhoek aus nach Osten auf der B6, ließen nach etwa 20km vor der Schotterstraße etwas Luft aus den Reifen und fuhren Richtung Süden auf der C23.
Keine 10 Minuten später konnten wir eine Horde Paviane beobachten die es sich mitten auf der Straße gemütlich gemacht haben. Während den nächsten 5 Stunden Fahrt auf den 240km sahen wir Springböcke, Kuhantilopen, Kühe, Schafe, Ziegen, Pferde und immer wieder huschten Erdmännchen über die Straße.
Wir staunten über die Weite dieser Halbwüste. Wahnsinn. Egal wo man hinschaut sieht man den Horizont. Die Farben hier sind so intensiv, der blaue Himmel, der rote Sand, wunderschön und beruhigend. Meiner Meinung nach riecht es hier wie in der Sauna, nach Hitze und trockenem Holz. Man könnte glatt vergessen dass es draußen recht kühl ist. Um die Mittagszeit erreichen die Temperaturen 20 Grad und dabei weht stetig ein kühler Wind. Immer wieder hielten wir an um Fotos zu machen und die Umgebung zu bestaunen.
angeschmissen und Andy zauberte Spaghetti a la Papa. Am frühen Abend erkundetet wir die Farm. Es gab einen schönen Pool, der für uns temperaturbedingt nicht in Frage kam, einige Tiere wie Kühe und Schweine die zur Farm gehörten und auch landschaftlich mit seinen riesigen Palmen ist der Campingplatz schön gelegen. An diesem Abend gingen wir auch früh schlafen und freuten uns auf unsere erste Nacht in den Dachzelten.
Erste Nacht im Dachzelt
Um 18 Uhr wird es dunkel, um 18.30 Uhr ist es stockfinster und ebenso schnell wird es kalt, richtig kalt. Zum schlafen tragen wir Skiunterwäsche, dicke Socken, eine Fleecejacke und eine Mütze. Schlafsäcke haben wir mitgebracht ( bis -23 Grad/ Komfortbereich 0 Grad) und Kissen/ Bettdecke für jeden sind im Camper dabei. Die erste Nachthälfte war es zwischenzeitlich etwas warm, aber je später die Nacht umso dankbarer war ich für jede Schicht die ich am Körper trug. Nachts um 3 bin ich wach geworden, weil mir das Gesicht und der Kopf gefroren hat, ich hatte im Schlaf meine Mütze verloren. Andy schläft mit den beiden Jungs in einem Zelt und er hat nicht über Kälte geklagt. Als wir bei Sonnenaufgang (ca 6.30 Uhr) aufgestanden sind, hatten wir 5 Grad draußen. Da überlegt man sich den Gang zu den Waschräumen gleich 3 mal!
Tag 3
Wir frühstückten baked beans und Cracker, wenn schon Camping dann richtig 🙂 und verließen als letzte Familie den Campingplatz. Ich denke das Packen müssen wir noch perfektionieren. Heute haben wir eine Strecke von 90 km in westlicher Richtung vor uns und erreichen am Vormittag unseren nächsten Campingplatz, die Bagatelle in der Kalahari. Ein riesiger Platz wo allein die Zufahrtsstraße 24 km lang ist.
Die insgesamt 8 Stellplätze, alle weit verteilt, befinden sich unterhalb der Dünen und besitzen jeweils ein eigenes Waschhäuschen mit Dusche/ Wc. Die Jungs waren begeistert von den umherlaufenden Erdmännchen und ich glaube diese ebenso von den Jungs 🙂 Bella durfte abends zum Sonnenuntergang ausreiten und war von den Pferden nicht mehr weg zu kriegen, während wir an der Bar mit einem Ehepaar ins Gespräch kamen und es sich rausstellte, dass wir im Nachbardorf wohnen. Die Welt ist klein….
Abends gab es Bratkartoffeln und ich sag euch, unter diesem Sternenhimmel schmecken Bratkartoffeln unglaublich gut!
Tag 4
Diesmal ging das Packen schon schneller und wir waren bereits um 9.30 Uhr auf der Straße Richtung Keetmanshoop. 311 km lagen vor uns und dieses Mal entschieden wir uns für die Bundesstraße B1. Wir machten einen Halt in Mariental im Supermarkt und kauften nochmal Wasser und Obst/ Gemüse ein und fuhren den Rest der Strecke durch.
Um 14 Uhr erreichten wir unser Camp, das Quivertree Forest Rest Camp. Um diese Uhrzeit hatten wir wieder freie Platzwahl da außer uns noch niemand da war.
Wir schauten uns kurz den Platz an und fuhren dann zum Giant’s Playground, ein riesiges Durcheinander aus gestapelten Felsen, beeindruckend.
Zurück am Stellplatz schaute wir uns noch kurz den Köcherbaumwald an….
…und setzten uns dann mit Schakalaka (man war das scharf) und Reis ans Lagerfeuer.
Tag 5
Letzte Nacht war es sehr windig und auch morgens wehte so stark der Wind, dass wir doch beschlossen irgendwo hinzufahren und nicht wie geplant den Tag auf dem Campsite zu verbringen. Wir entschieden uns für den Fish River Canyon weitere 160 km Richtung Süden. Wir packten alles zusammen und fuhren um 10.30 Uhr los. Nach kurzer Zeit verließen wir die Bundesstraße B4 und die restliche Strecke fuhren über Schotterstraße.
Unterwegs lockte uns ein Schild am Straßenrand mit Kaffee, Tee und Apfelstrudel. Das ließen wir uns nicht entgehen und lernten hier sehr gastfreundliche Besitzer dieses Camps kennen.
Die ganze Fahrt über hatten wir eine tolle Aussicht auf das Karas Gebirge und immer wieder begegneten uns Strauße und Antilopen und andere Tiere.
Dann, nach 3 Stunden Fahrt erreichten wir endlich den Canyon. Wahnsinn! Wirklich atemberaubend!
Leider saß uns ein wenig die Zeit im Nacken um noch vor Sonnenuntergang wieder im Quivertree Camp anzukommen und so machten wir uns nach einer Stunde wieder auf den Rückweg. Die 6 stündige Autofahrt hat sich aber definitiv gelohnt. Übrigens kamen wir natürlich mit dem letztenTageslicht am Camp an und so hieß es für uns Kochen, Essen, Zelt aufbauen, Bettfertig machen mit Stirnlampen.
Tag 6
Die Nacht war grausam. Wir hatten so einen Sturm, dass ich dachte wir fliegen jeden Moment mit den Dachzelten weg. Vom Wind an sich bekommt man im Zelt nichts mit, aber es ist wahnsinnig laut. Und so wartete ich von 3 Uhr nachts an bis endlich um 6 Uhr die Sonne aufging. Ein weiteres Problem ist, wenn man nachts so lange wach liegt, muss man irgendwann aufs Klo und das sollte man in der Dunkelheit tunlichst vermeiden. Na toll…Wir frühstückten unser obligatorisches Porridge und fuhren los. Es ging über die B4 Richtung Lüderitz. Unser Ziel war das Klein Aus Vista Desert Horse Inn in Aus.
Das Städtchen liegt am Rande der Namib Wüste und unterwegs konnten wir richtig beobachten wie die Landschaft sich veränderte. Noch weniger grün, noch mehr Sand, noch röter und trockener die Landschaft. Das Campsite liegt wunderschön gelegen in einer Senke zwischen Felsen, weit abseits von den Lodges mit einem Wc- und Duschhäuschen, ohne Licht und ohne Strom. Insgesamt gibt es hier weit verteilt 10 Stellplätze. Nachdem Bella und ich endlich eine warme Dusche genossen haben, hat Andy mit den Jungs gekocht.
Nach dem Mittagessen sind wir einem Trampelpfad hoch ins Gebirge zu einem Aussichtspunkt gefolgt. Die Landschaft erinnert an den Film „König der Löwen“ und die Farben sind wunderschön. In wievielten Nuancen so ein Felsen leuchten kann, Wahnsinn.
Tag 7
Wie jeden Morgen bisher bin ich als erste wach und koche Tee während ich darauf warte, dass die Sonne aufgeht. Dieser Moment der Ruhe tut richtig gut. Gegen 8 Uhr war sich der Rest wach und nachdem wir gefrühstückt haben, packten wir alles ein und fuhren los. Heute stand ein Tagesausflug nach Kolmanskop und Lüderitz auf dem Programm. Nach gut 1 Stunde auf der geteerten B4 kamen wir in Kolmaskop an. Schon von der Straße aus sieht man die auf einem Hügel erbaute verfallene Stadt.
Früher eine Stadt der Reichen, auch genannt Diamantenstadt denn in dieser Umgebung haben damals die Deutschen erfolgreich nach Diamanten gegraben. Heute holt sich die Wüste nach und nach zurück was man ihr genommen hat.
Trotz der lebensfeindlichen Umgebung ohne Wasser, Regen und Erde lebten hier bis zu 400 Menschen und es entstanden hochherrschaftliche Steinhäuser nach deutschem Vorbild. Es gab ein Krankenhaus, Schulen, ein Kindergarten, eine Bäckerei und auch sonst alles was zu einer richtigen Stadt eben dazugehört. Es war sehr beeindrucken zu sehen wir die Wüste sich ihren Platz zurückholt und mittlerweile kaum vorstellbar dass hier mal Leben stattgefunden hat.
Am Nachmittag fuhren wir 10 Minuten weiter in die Lüderitz Bucht. Wir aßen zu Mittag und setzten uns dann in ein Café am Hafen während die Kinder auf dem anliegenden Spielplatz spielten. Zum Sonnenuntergang erreichten wir unseren Campingplatz in Aus.
Sehr schöne Bilder und Beschreibung eurer Route. Das alles in eine Woche. WOW!
Mann will mehr sehen und mehr von Beschreibung lesen, sich in eure Gedanken und Zeit versetzen.
Alles gute und weiter eindrucksvolle Bilder und Erlebnisse.
Liebe grüße Ma&Pa
Vielen Dank für‘s virtuelle Mitreisen dürfen!
Habt‘s fein, liebe Grüße aus dem derzeit sehr heißen Aachen,
Uta