Australien – Woche 1
von sumpfkinder · September 29, 2018
WoW
Wir haben wirklich viel erwartet und noch mehr bekommen!
Sydney war für uns wie Liebe auf den ersten Blick.
Wir haben ein kleines Häuschen in Burwood gemietet. Ein Altbau im viktorianischem Stil, mit knirschenden Dielen, hohen Decken und einem unglaublichen Charm.
Von dort aus hatten wir eine gute Verkehrsanbindung in die Innenstadt. Wir kauften uns eine Opal Karte und mit dieser konnten wir Busse, Bahnen und Fähren im gesamten Stadtgebiet für wenig Geld nutzen.
Sydney ist meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus Frankfurt, London und New York. Alles ist so normal, vertraut und doch völlig anders. Wir mussten uns nicht erst eingewöhnen, wir fühlten uns sofort wohl. Momentan ist hier Frühlingsanfang und auch die kühlen Temperaturen um die 20 Grad erinnern uns an Deutschland. Es ist zwar kühl, aber die Sonne scheint und gibt ihr Bestes. Die Menschen hier sind unglaublich hilfsbereit und freundlich. Allgemein herrscht eine sehr angenehme und lockere Atmosphäre.
Am ersten Tag fuhren wir mit der Bahn bis zur Harbour Bridge und erkundeten die Stadt von dort aus Fuß. Wir starteten an einem Flohmarkt unter der berühmten Brücke, bestaunten die Skyline vom Bradfield Park aus und überquerten dann die Brücke zum Hafen.
Wir liefen bis zum Hyde Park, vorbei an der Saint Mary Kathedrale und wieder zurück zum Hafen. Dort nahmen wir die Fähre zum Luna Park und bestaunten bei Sonnenuntergang den Ausblick auf die Skyline von Sydney. Die Oper bei Nacht war auch ein wunderschöner Anblick und nach etlichen Kilometern machten wir uns am Abend auf nach Hause.
Am nächsten Tag fuhren wir morgens in ein tolles Café zum frühstücken.
Wir haben so unglaublich gefroren, dass wir beschlossen den Tag in einem Museum zu starten und zu hoffen, dass es am Nachmittag etwas wärmer wird. Außerdem waren wir vom Vortag noch ziemlich müde und da kam uns ein gemütlicher Vormittag im Museum gerade recht.
Wir haben uns für das Autralian Museum am Hyde Park entschieden. Unsere Kinder lieben Museen und könnten sich stundenlang alles bis ins kleinste Detail anschauen. Mich hat besonders die National Geographic Fotoausstellung interessiert und so drängte ich dann gegen 14 Uhr endlich zum Ausgang. Die Fotoausstellung war super schön, jedoch ziemlich übersichtlich und um 14.30 Uhr verließen wir dann das Museum und freuten uns über 20 Grad und Sonnenschein draußen.
Als nächstes wollten wir de Coastal Walk laufen, vom berühmten Bondi Beach zum Coogee Beach. Dieser Wanderweg würde uns so oft empfohlen, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Mit Fähre, Bus und Bahn brauchten wir eine knappe Stunde dorthin und als wir dann am Bondi Beach aus dem Bus stiegen, fiel Janis auf, dass er seine Jacke im Bus vergessen hat. Er saß auf einem einzelnen Platz neben dem Fahrer und wir haben es nicht mitbekommen. Na toll. Seine einzige Jacke war weg, am Bondi Beach aber war es so unglaublich windig und kalt, dass wir sogar mit Jacken gefroren haben. Den Walk konnten wir uns abschminken.
Wir telefonieren mit verschiedenen Service Stationen der Verkehrsgesellschaft, aber letztendlich war die Jacke weg. Wir riskierten somit nur einen kurzen Blick auf den Bondi Beach, setzten uns zum aufwärmen in ein Café und fuhren dann zurück in die Stadt – eine neue Jacke für Janis kaufen.
Auch der nächste Morgen war bitterkalt und mit unseren Rucksäcken beladen mussten wir quer durch die Stadt fahren. Das Ziel – eine Camper Vermietung.
Den Camper haben wir schon von Deutschland aus reserviert und die Jungs konnten es kaum erwarten endlich mit diesem zu fahren. Sie waren total aufgedreht, öffneten jedes Fach und drückten jeden Knopf. Zwanzig Mal! Mindestens. Ich hab beim betreten des Campers schon ein wenig Panik bekommen. Er sie zwar „groß“ mit Schlafplätzen für 6 Personen aber verdammt ist das eng da drin! Puh. Ich räumte von links nach rechts, von oben nach unten und stolperte zwischendrin über meine Kinder. Naja, wird schon werden. Immerhin ist das Fahren an sich sehr komfortabel. Die Kinder sitzen hinten, die Jungs getrennt, Leonas mit einem Tisch an dem er seine Schulaufgaben während der Fahrt erledigen kann. Perfekt.
Als erstes fuhren wir zu einem Aldi, kauften ein und fuhren weiter bis Fingal Bay. Wir kamen gegen 18 Uhr dort an und die Cmpingplätze hatten alle schon geschlossen, also suchten wir uns eine schöne Stelle zum übernachten aus, an einer großen Wiese mit gepflegten Sanitäranlagen, ganz alleine direkt am Strand.
Klingt romantisch, oder? War es nicht.
Solche neuen Situationen, eine neue Art des Reisens, in sowas müssen wir uns erstmal einleben. Die Kinder waren noch immer aufgedreht und mit dem dass sie sich abschnallen durften, wurde das Wohnmobil wieder eingehend unter die Lupe genommen. Andy hatte Hunger, wollte kochen, ich versuchte weiterhin für Ordnung zu sorgen, die Rucksäcke und unsere Sachen zu verstauen und die Betten zu machen, Bella wollte die Umgebung erkunden und die Jungs fanden immer wieder neue Knöpfe die entweder Musik hervorbrachten oder kalte Luft irgendwoher pusten ließen. Eskalation auf engsten Raum!
Ja auch sowas gibt es auf Weltreise und ich wollte es eben mal erwähnen. Denn es soll nicht heißen, hier würde alles beschönigt und falsch dargestellt werden. Ich persönlich schreibe nicht gern über manche stressigen (Familien)Situationen, denn jeder von uns kennt sie und auch hier läuft es nicht anders wie in vielen anderen Familien auch. Bestimmte Situationen gehören meiner Meinung nach nicht hier rein. Ich möchte nicht, dass unsere Reise nach außen hin ausschließlich harmonisch rüberkommt und wer denkt, es sei immer Friede, Freude, Eierkuchen, liegt falsch! Andy hats nicht leicht mit mir, ich sowieso nicht mit ihm, Bella steckt in der Pubertät und die Jungs….ja die Jungs, wer sie kennt, weiß bescheid, aber all das werde ich hier nicht ausschlachten. Seid also unbesorgt, hier läuft es nicht durchgehend harmonisch und tiefenentspannt. Die Illusion hatten wir auch vorher nicht gehabt. Also alles gut, alles wie immer, nur eben woanders. Wir genießen es sehr, die kleinen Momente zwischendrin, die das Herz höher schlagen lassen, die zählen. Der Alltag, den wir auch hier haben, muss organisiert werden. Der Unterschied ist, er ist nicht fremdbestimmt sondern allein nach unseren Bedürfnissen ausgerichtet. Ein weiterer Punkt ist, wir haben Zeit. Ganz viel Zeit. Wir leben unser Abenteuer, lassen uns inspirieren und stillen unser Fernweh. Das ist eine wundervolle Erfahrung und dies war auch unser Wunsch an die Weltreise.
So, wissta Bescheid, das war mein Wort zum Samstag.
Irgendwann lagen wir dann alle in unseren Betten und schliefen bei Meeresrauschen ein.
Am nächsten Morgen schickte ich alle raus aus dem Camper. Erst dann kümmerte ich mich um die Betten und das Frühstück. Und selbst ich war mir zu viel auf diesem engen Raum und stand mir gefühlt dauernd selbst im Weg. Ihr merkt schon… das ist nicht ganz meins. Andy allerdings ist verdammt begeistert von der Art zu reisen und ich ahne schlimmes….
Nach dem Frühstück brauchten wir alle mal gaaanz viel Sauerstoff und so spanzierten wir zu Fuß zur Shoal Bay und wieder zurück. Insgesamt knapp 8 Kilometer. Das tat gut.
Das Mittagessen verlief deutlich entspannter und wir fuhren am Nachmittag weiter nach Coffs Harbour.
Hier haben wir einen Platz auf einem familienfreundlichen Campingplatz reserviert und wurden nicht enttäuscht. Ok, mir persönlich war eine heisse Dusche wichtiger als die Freizeitgestaltung der Kinder, aber auch dieser Punkt ist nicht zu verachten. Während Bella im WiFi Bereich verschwunden war, spielten die Jungs mit anderen Kindern auf dem Spielplatz. Erst spät abends trudelten alle wieder ein und nach einem kurzen Kuddelmuddel, bis jeder auf seinem Platz lag, war endlich Ruhe.
Der Donnerstag startete recht harmonisch, wir wollten ein wenig die Gegend zu Fuß erkunden und kamen genau bis zur Rezeption. Janis, der sich schon seit dem Sommer in Schweden letztes Jahr, sehnlichst eine Angel wünscht, fand ein Exemplar für Kinder im Verkaufsraum der Rezeption. Und ihr könnt euch vorstellen was folgte. Naja, letztendlich zogen wir dann zu fünft, mit Angel, sämtlichen Zubehör und einer Tüte stinkender Köder Richtung Meer los. Natürlich war der nächste Steg auch knappe 2 Kilometer weiter und so wurde aus einem kurzen Spaziergang ans Meer gleich ein Tagesausflug.
Egal, Janis war glücklich und saß da ganz geduldig mit seiner Angel und blickte voller Hoffnung zum Wasser. Wir hingegen hofften inständig, dass bloß nichts anbeißen möge, denn keiner von uns hat jemals geangelt, geschweige denn einen Fisch getötet oder ausgenommen. Wir waren wirklich überfordert gewesen. Das Drama blieb uns aber an diesem Tag erspart.
Am nächsten Tag ging die Reise weiter die Ostküste entlang Richtung Norden. Nächster Halt – Byron Bay. Nach knapp 3 Stunden Fahrt erreichten wir unseren Campingplatz. Diesmal eher was für junge Hippies, kein Spielplatz, keine Kinder, dafür laute Musik und Party. Auch mal interessant. Wir stellten das Wohnmobil ab und gingen in die Stadt. Byron Bay ist eine kunterbunte Küstenstadt mit einem jungen, alternativen Publikum, kunterbunten Fassaden und einem ganz speziellen Charm. Hier trifft man auf Musiker, Hippies, Künstler, Familien, Reisende, Surfer, Spirituelle und junge Partymenschen die irgendwie eines gemeinsam haben – sie laufen Barfuß. Die vielen kleinen Cafés und Restaurants bieten eine Vielfalt an vegetarischen und veganen Gerichten, rohveganen Torten und leckeren Gemüse/ Obstsäften an. Wir schlenderten durch die Stadt, probierten uns querbeet durch die Köstlichkeiten, ließen uns am Stand kurz die Haare durchpusten und gingen voller Vorfreude auf die nächsten Tage schlafen. Byron Bay, wir sind begeistert!!
Ich reise mit euch! Super! Schön, dass auch das Wort zum Samstag gesprochen wurde – ohne Details auszuschlachten, denn die kennt jede Familie selber genug. seufz!
Habt eine gute Zeit im Aussi-Land!
LG von Anne